Autoren:
Anke Jähnke | Careum Forschung/Kalaidos FH Gesundheit | Switzerland
Kerstin Thümmler | Evangelische Hochschule Dresden | Germany
Elke Wimmer | Pflegeexpertin und pflegende Angehörige | Switzerland
Prof. Dr. Thomas Fischer | Evangelische Hochschule Dresden | Germany
Prof. Dr. Iren Bischofberger | Careum Forschung/Kalaidos FH Gesundheit | Switzerland
Einleitung
Gesundheitsfachpersonen sorgen in ihrem Privatleben oft auch für pflegebedürftige Nächste. Dies gilt für die Schweiz und Deutschland gleichermassen. Die beruflich-private Doppelrolle – international als «Double-Duty Caregiving» (DDC) bezeichnet – ist sowohl für betroffene Gesundheitsfachpersonen und ihre Familien als auch für Gesundheitsbetriebe herausfordernd, bietet jedoch Potential für eine proaktive Angehörigenintegration in die Gesundheitsversorgung.
Im Workshop werden Herausforderungen und Chancen von DDC aus verschiedenen Perspektiven mit den Teilnehmenden diskutiert: aus Betroffenensicht und datengestützt mit Forschungsergebnissen aus der Schweiz und Deutschland. Vorschläge zur aktiven Angehörigenbeteiligung in der Gesundheitsversorgung werden erarbeitet.
Methoden
Die Schweizer Forschungsergebnisse basieren auf einem sequentiellen Mixed-Methods Design. Von 2015 - 2017 wurden 41 leitfadengestützte Interviews mit Gesundheitsfachpersonen sowie 5 Betriebsbefragungen im Raum Zürich durchgeführt.
Das Forschungsprojekt aus Deutschland führte 2017/18 eine cluster-randomisierte, bundesweite Befragung bei Pflegekräften in ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen sowie eine Gelegenheitsstichprobe bei Beschäftigten in therapeutischen Gesundheitsberufen durch, vertieft durch leitfadengestützte Interviews.
Ergebnisse
Die Interviewresultate aus der Schweiz zeigten eine besondere Wachsamkeit der Befragten bei Kommunikationsdefiziten und Behandlungsfehlern. Die Betriebsbefragungen ergaben, dass mit rund 50% viele der Teilnehmenden über Erfahrung bei der Unterstützung ihrer Nächsten verfügen. Diese umfasst ein breites Spektrum unterschiedlicher Versorgungskontexte und folglich verschiedene Herausforderungen für Betroffene.
Der Fokus der deutschen Ergebnisse liegt auf Inhalten und Umfang der familialen Pflegeaufgaben sowie der erlebten Unterstützung und Bewältigung bei der Vereinbarkeit von Beruf und Angehörigenpflege bei betroffenen Gesundheitsfachpersonen.
Beide Projekte nutzen die Erfahrungen aus der beruflich-privaten Doppelrolle, um Handlungsbedarfe zur Beteiligung und Unterstützung von pflegenden Angehörigen durch das gesundheitliche Versorgungssystem aufzuzeigen.
Fazit
Zur Verbesserung der Versorgungsqualität ist es wichtig, die Stimmen pflegender Angehöriger aufmerksam wahrzunehmen, ihren Einbezug aktiv zu unterstützen und voneinander zu lernen. Dies trägt dazu bei, Versorgungslücken aufzuzeigen und tragfähige Verbesserungsvorschläge zu entwickeln.